Presseinformation
Wien, 08. Oktober 2024
Austrian Health Report 2024/25
So gesund ist Österreich & das wollen die Menschen von der neuen Bundesregierung
- Mehr Ärztinnen und Ärzte, kürzere Wartezeiten und eine hohe Versorgungssicherheit – das sind, weniger als zwei Wochen nach der Wahl, beim Thema Gesundheit die Top-drei Forderungen der Österreicherinnen und Österreicher an die neue Bundesregierung.
- Sieben von zehn Befragten beurteilen ihren eigenen Gesundheitszustand als (sehr) gut. Das ist eine Verbesserung gegenüber den vergangenen Jahren und fast der Wert aus vor-Pandemie-Zeiten.
- Verbessert – wenn auch nicht so stark – hat sich die Einschätzung der eigenen psychischen Gesundheit: 68 Prozent fühlen sich mental sehr fit. Auffallend: Bei den unter 30-Jährigen stufen nur 54 Prozent ihre psychische Gesundheit als (sehr) gut ein. Zum Vergleich: In der Generation 60plus sind es 83 Prozent.
- 89 Prozent der Menschen ist es ein Anliegen, dass hochwertige Medikamente in Österreich hergestellt werden und sie sehen es als Aufgabe der Politik, dafür die passenden Rahmenbedingungen zu schaffen.
- Die Zufriedenheit mit dem österreichischen Gesundheitssystem steigt wieder. 51 Prozent (2023: 45 Prozent) sind mit dem Gesundheitssystem an sich zufrieden. Alarmierend: Acht von zehn Befragten meinen, dass Menschen, die es sich leisten können, schneller behandelt werden und 48 Prozent sind überzeugt, dass manche Patientinnen und Patienten besser behandelt werden.
„Die vorliegenden Umfrage-Ergebnisse zeigen ganz klar auf, was die Bevölkerung im Gesundheitsbereich einfordert und wo wir ansetzen müssen. Es braucht rasch eine Verkürzung der Wartezeiten und mehr Ärztinnen und Ärzte im solidarischen Gesundheitssystem. Das sind entscheidende Hebel, die die Versorgungsqualität für die Patientinnen und Patienten verbessern werden. Ganz nach dem Motto ‚Vorsorge statt Nachsorge‘ muss zukünftig ein noch größerer Fokus auf das Thema Prävention gelegt werden, um die allgemeine und auch die psychische Gesundheit weiter zu stärken“, sagt Dr. Naghme Kamaleyan-Schmied, Vizepräsidentin und Kurienobfrau der niedergelassenen Kurie der Kammer für Ärztinnen und Ärzte in Wien.
„Das Vertrauen der Patientinnen und Patienten in die Qualität des Gesundheitssystems ist ganz entscheidend“, sagt Dr. Michaela Wlattnig, Sprecherin der Arbeitsgemeinschaft der Patient:innen- und Pflegeanwält:innen Österreichs. „Die Menschen brauchen ein stabiles und verlässliches Gesundheitssystem, in dem alle den gleichen Zugang zu hochwertiger Behandlung und Therapie haben. Es gilt nun, das System für die Herausforderungen der kommenden Jahre in der Versorgung abzusichern.“
Franziska Zehetmayr, Head Corporate Affairs Sandoz sieht in den Ergebnissen des Austrian Health Reports einen klaren Auftrag in Richtung Politik: „Österreich wünscht sich nicht nur mehr Versorgungssicherheit, sondern sieht den Bedarf einer fairen Preispolitik sowie den Mehrwert eines stabilen nationalen Produktionsstandorts. Mit unseren Investitionen tun wir alles um wettbewerbsfähig in Österreich produzieren zu können. Damit wir, trotz aller Innovationen und Effizienz, wettbewerbsfähig bleiben können, braucht es eine zeitgemäße Preispolitik. Vor allem wenn wir dem Gesundheitssystem beim Sparen helfen möchten. Das Gesundheitssystem der Zukunft muss seine finanziellen Möglichkeiten für eine optimale Versorgung der Patientinnen und Patienten nützen: Eine einprozentige Erhöhung der Verordnungen bei Generika könnte dem Gesundheitssystem 15 Millionen Euro sparen – Geld, das das Gesundheitssystem gut gebrauchen kann, vor allem wenn die Bevölkerung laut dem Austrian Health Report 2024/2025 großes Vertrauen in Generika hat.“
>>Klare Forderungen an die nächste Bundesregierung
Sehr deutlich sind beim Thema Gesundheit die Forderungen der Bevölkerung an die nächste Bundesregierung: 90 Prozent sind kürzere Wartezeiten bei Ärztinnen und Ärzten und in Krankenhäusern sehr wichtig oder wichtig. Ebenfalls 90 Prozent wünschen sich mehr Ärzte und Ärztinnen. Neun von zehnBefragten ist eine sichere Versorgung mit hochwertigen Arzneimitteln sehr wichtig oder wichtig. 86 Prozent der Menschen wollen mehr Therapeuten und Therapeutinnen, die sich um die psychische Gesundheit kümmern – besonders wichtig ist dies Frauen und Menschen in urbanen Zentren.
>> Land in Sicht: Gesundheitszustand der Menschen bessert sich
70 Prozent der Bevölkerung schätzen ihren allgemeinen Gesundheitszustand als (sehr) gut ein. Das ist eine Verbesserung gegenüber vergangenem Jahr (2023: 65 Prozent) und liegt damit fast auf dem Niveau vor der Covid-19 Pandemie (Wiener Gesundheitsbefragung 2019: 72 Prozent). Menschen mit formal niedrigerem Bildungsabschluss stufen sich selbst als weniger gesund ein (ohne Matura: 64 Prozent; mit Matura: 80 Prozent.
Verbessert – wenn auch weniger stark – hat sich die Einschätzung der psychischen Gesundheit: 68 Prozent bezeichnen ihre mentale Verfassung als (sehr) gut. Während 32 Prozent der Männer sich als psychisch sehr gesund einschätzen, sind es bei den befragten Frauen lediglich 25 Prozent. Und: Die Generation 60plus fühlt sich psychisch deutlich besser als die unter 30-Jährigen im Land: Während sich nur eine knappe Mehrheit (54 Prozent) der GenZ ihre psychische Gesundheit als (sehr) gut einstuft, sind es in der älteren Generation 83 Prozent.
Ein knappes Viertel der Befragten (23 Prozent) ist für seine gesundheitliche Zukunft durchaus optimistisch– sie meinen, im kommenden Jahr werde sich ihr Gesundheitszustand verbessern. Zehn Prozent sind pessimistisch. Auch hier auffallend: Befragte mit Matura blicken deutlich optimistischer auf die kommenden zwölf Monate, als Menschen ohne Matura.
>> Starker Pharma-Standort: Bevölkerung will Medikamenten-Produktion im Land
Fast die Hälfte der Bevölkerung (47 Prozent) nimmt täglich Medikamente ein. In etwa drei Viertel der Fälle (76 Prozent) handelt es sich um verschreibungspflichtige Medikamente.
Etwas mehr als die Hälfte der Bevölkerung (54 Prozent) gibt an, dass Ärztinnen und Ärzte sie (fast) immer gut darüber aufklären, welche Medikamente sie verschreiben. Bei 21 Prozent ist dies zumindest häufig der Fall. Vergleichsweise schlechter informiert fühlen sich Frauen (fast immer: 48 Prozent) und unter 30-Jährige (fast immer: 32 Prozent).
Eine deutliche Mehrheit der Bevölkerung (57 Prozent) hat gleich viel Vertrauen in Generika wie in andere Medikamente, 68 Prozent meinen, dass Ärztinnen und Ärzte am besten wissen, ob Generika für sie geeignet sind. 63 Prozent der Menschen finden es gut, wenn bei gleicher Wirkung Generika verschrieben werden.
Auffallend: 60 Prozent der Bevölkerung glauben, dass Medikamentenpreise, so wie Mieten, Gas- und Strompreise, jährlich an die Inflation angepasst werden.
89 Prozent der Befragten ist es sehr oder eher wichtig, dass Medikamente auch in Österreich hergestellt werden. Überdurchschnittlich wichtig ist dies älteren Menschen (98 Prozent) und Menschen, die ihre Ausbildung ohne Matura abgeschlossen haben (90 Prozent).
Drei Viertel der Befragten halten in diesem Zusammenhang höhere Produktionskosten für die Herstellung von Medikamenten in Österreich für gerechtfertigt. Ein Fünftel (22 Prozent) wäre bereit, bis maximal fünf Prozent mehr dafür zu zahlen, ein Drittel (34 Prozent) bis zehn Prozent und ein weiteres Fünftel (21 Prozent) würde auch mehr als zehn Prozent zusätzlich zahlen.
>> Vertrauen ins Gesundheitssystem: Viel Sand im Getriebe – Angst vor Zwei-Klassen-Medizin
Die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung mit dem Gesundheitssystem in Österreich hat sich wieder (etwas) gelegt: Die Hälfte der Befragten (51 Prozent) ist mit der heimischen Gesundheitsversorgung an sich zufrieden (2023: 45 Prozent).
49 Prozent sind mit der Qualität der medizinischen Versorgung (sehr) zufrieden und 44 Prozent mit der Zusammenarbeit des Gesundheitspersonals (Krankenhäuser, niedergelassener Bereich, Rettung, Therapeutinnen und Therapeuten, Apotheken und Gesundheitskassen).
Große Sorgen bereitet der Bevölkerung das Thema Zwei-Klassen-Medizin: Ein knappes Drittel (31 Prozent) meint, dass die medizinische Versorgung in Österreich nicht gleichermaßen für alle Menschen leistbar ist und fast die Hälfte (47 Prozent) findet, dass nicht alle die gleiche Qualität in der Behandlung bekommen. Acht von zehn Befragten sind der Überzeugung, dass Menschen, die es sich leisten können, schneller behandelt werden.
Mehr als die Hälfte der Menschen (54 Prozent) findet, dass die Wartezeiten auf Termine, Behandlungen und Operationen in Österreich zu lange sind und 81 Prozent fordern, dass das Personal im Gesundheitsbereich deutlich aufgestockt werden muss.
Grafiken: Abdruck honorarfrei, ©Austrian Health Report/Sandoz